Bis ins Mittelalter reichen die Anfänge der Textilindustrie zurück. Besonders in gebirgigen, ländlichen Regionen gab es gute Bedingungen für den Anbau von Flachs und Hanf sowie Wiesen für die Haltung von Schafen. Dort war die Herstellung von Leinen und das Spinnen und Weben für die Bauern eine wichtige Einnahmequelle.
Steigende Nachfrage
Als im 18. Jahrhundert die Bevölkerungszahlen stark anstiegen, nahm auch die Nachfrage nach Textilien zu. Zunächst kaufen nun Verleger das Rohmaterial, das er gegen Lohn von Spinnern und Webern, vorwiegend aus ländlichen Unterschichten verarbeiten ließ. Hierzu musste meist die ganze Familie arbeiten, um das Einkommen zu sichern. Der Verleger vertrieb dann das fertige Produkt. Zu dieser Zeit wurden die ersten Spinnmaschinen und mechanischen Webstühle entwickelt. Nun folgte die Produktion in großen Fabriken, in denen es viele Spinnmaschinen und Webstühle gab. Was bisher in mühevoller Handarbeit gefertigt worden war, wurde nun maschinell gefertigt. Dies hatte zur Folge, dass viele Weber und Spinner die Grundlage ihrer Existenz verloren.
Bildung von Industriezentren
Eines der größten Zentren der europäischen Textilindustrie war das westliche Münsterland. Doch auch in den Mittelgebirgen gab es Schwerpunkte. Im Umfeld der Betriebe gab es nun Zuliefererindustrien, die Dampfmaschinen und Antriebe für Spinnmaschinen und Webstühle produzierten. Im 19. Jahrhundert machten britische Betriebe deutschen Fabriken Konkurrenz. Billigere Baumwolle und zunehmende Mechanisierung verdrängten den Lein und die baumwollverarbeitende Industrie im Grenzgebiet zu den Niederlanden wuchs. Das Ruhrgebiet entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem bedeutenden Standort für die Bekleidungsindustrie. Aufgrund der Rohstoffknappheit wurden hier anfangs vor allem alte Kleidungsstücke und Textilien umgearbeitet.
Zukunftsperspektiven
Seit den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wird die deutsche Bekleidungsindustrie zunehmend durch billige Konkurrenz aus Fernost bedrängt. Jedoch hält die Branche mit hoher Innovationsfähigkeit dagegen. So produzieren viele Unternehmen inzwischen für zukunftsträchtige Bereiche, beispielsweise für die Umwelt- oder Medizintechnik. Im Bereich der Kohleverbundstoffe sind deutsche Textilunternehmen derzeit weltweit führend. Ebenso bei Geotextilienen oder Textilien für Schutzkleidung. Nach wie vor stehen deutsche Bekleidungshersteller synonym für international bekannte Marken.