Flachs ist eine sehr alte Kulturpflanze. Sie ist auch unter dem Namen Lein bekannt. Die Flachsfaser wird aus dem Stengel gewonnen, aus den Samen wird Leinöl hergestellt. Dabei handelt es sich jedoch um zwei verschiedene Arten, denn Faserlein und Öllein liefern jeweils unterschiedliche Qualitäten von Fasern und Öl. Faserlein, aus dem Flachsfasern hergestellt werden, ist besonders für die Textilindustrie insteressant. Aus den Fasern des Ölleins lassen sich zwar keine Textilien herstellen, doch Zellstoff, Papier und andere technische Anwendungen bieten sich hier sehr wohl an.
Im Vergleich zu den meisten anderen Kulturpflanzen benötigt Flachs relativ wenig Düngung und hat eine kurze Vegetationszeit von nur zirka 100 bis 130 Tagen. Daher eignet er sich hervorragend für den extensiven Landbau und ist somit sehr ertragreich.
Geschichte des Flachsanbaus
Bereits in Mesopotamien wurde vor tausenden von Jahren Lein angebaut. Die Ägypter bezeichneten ihn als gewebtes Mondlicht und nutzten ihn zur Herstellung der Kleidung von Priestern, Pharaonen und als Leichentücher der Mumien. Auch die Griechen, Römer und Germanen bauten ihn an und verarbeiteten ihn zu feinen Garnen und Geweben. Angeblich war sogar das Leichentuch von Jesus Christus aus Flachsfasern. Aus diesem Grund dürfen Altartücher bis heute nur aus Leinen bestehen.
Besonders in Belgien und den Niederlanden war der Flachsanbau weit verbreitet, dort gab es zahlreiche Webereien. Die Flachsfaser war die wichtigste Textilfaser der europäischen Geschichte und war in Deutschland zunächst im Gebiet des Bodensees, im Allgäu, auf der Schwäbischen Alb und in der Osnabrücker Region weit verbreitet. Deutschland war im 12. und 13. Jahrhundert sogar weltweit führend im Flachsanbau.
Verbreitung und Herkunft
Aus ökonomisch-technischen Gründen wurde die Flachsfaser durch Baumwolle und Kunstfasern verdrängt, denn Baumwolle ist weicher und in früheren Zeiten wies sie bessere Färbequalitäten auf. Dies führte dazu, dass in Oberschwaben im 14. Jahrhundert so genannte Halbleinen erzeugt wurden, die aus einem Gemisch aus Baumwolle und Leinen besteht. Neben Schafwolle war Flachs lange Zeit die wichtigste Textilfaser überhaupt.
Heute wird Faserlein in erster Linie in der ehemaligen UdSSR und China angebaut. Auch in Südamerika, der Türkei, den USA, Polen oder Tschechien gibt es Anbaugebiete. In Deutschland dagegen wird nur wenig Faserlein angebaut.